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24 Ermunterungen für einen Tag

Als man mich fragte, ob ich mir vorstellen könne, »24 Ermunterungen für einen Tag« zu verfassen, sagte ich zu, auch wenn das vielleicht ein sonderbarer Arbeitsauftrag für eine Literatin erscheinen mag, aber diese Zeit mit ihren Herausforderungen ist gleichfalls sonderbar, und ja, ich gebe es gerne zu: Ich liebe diese Dezembertage, sie sind für mich der Höhepunkt des Jahres. (Und kommen Sie mir nicht mit ›Kommerz!‹ und ›Ewig und überall: Jingle Bells‹, wie könne ich diese Zeit mögen, es sei doch purer Kitsch: Es kommt – wie bei allem im Leben – darauf an, was man daraus macht.)

Für mich jedenfalls sind diese Tage eine Zeit der Lichterfeste. Sie beginnt mir, wenn es früh schon draußen dunkel wird, mit Chanukka, dem jüdischen Fest, bei dem die Lichter der Menora niemals erlöschen sollen, gehen über in den Blick auf das Wunderbare, das uns umgibt, um dafür zu danken. 

Weil manche Emotionen einander ausschließen – wer singt, kann sich nicht gleichzeitig ängstigen, wer Gründe für einen Dank kennt, weiß sich in Gemeinschaft geborgen –, finde ich es so bedeutsam, sich selbst an all das Gute, das wir erfahren, zu erinnern.

Vor vielen Jahren, als es mir nicht besonders gut ging, mich Sorgen und Ängste umtrieben, mir die Nacht zur Hölle machten und den Tag schwer, da packte ich mir eine stärkende Kiste der Erinnerungen, auf buntes Papier notiert, knappe Memos, Photos, Postkarten: die Frau, die mir mit ihren Worten im Supermarkt zu Hilfe kam, als mich die Frechheit eines Zeitgenossen überrumpelte und ich sprachlos dort stand, den Tränen nahe. Die Freundin, die mir in schwierigen Monaten den Rücken stärkte. Die liebevollen Zeilen meiner Kinder, mir ins Ausland nachgesandt …

Mittlerweile geht diese Kräftigungskiste alljährlich über, aber das schadet nicht. Im Gegenteil. Sie ist meine Sammlung unzähliger Momente mit anderen Menschen, die mich, wenn ich geknickt oder verstört war, wieder aufrichteten, die mich unterstützten, an meiner Seite waren, und ich nehme diese Sammlung zur Hand, tut es not – wie gerade in dieser Zeit –, sich daran bewusst zu erinnern, was Menschen uns sein können: eine Quelle der Kraft, des Mutes und der Stärke.

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