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Gertrude Steins »»Autobiografie von Alice B. Toklas«. Oder: Frauen von Genies, neben denen ich saß.

 

Zahlreiche Autor*innen reflektieren in ihren Werken auch den Schaffensprozess, mehrheitlich als Marginalie oder zwischen den Zeilen, handelt es sich nicht um einen poetologischen Essay. Die dafür gewählten Formen sind vielfältig. Gertrude Stein ist da keine Ausnahme. Sie hat sich in mehreren Werken mehr oder weniger explizit mit ihrem Blick auf das Schreiben auseinandergesetzt, insbesondere auch in ihrer »Autobiografie von Alice B. Toklas«. Der Humor, mit dem sie diese Jahre und die getroffenen künstlerischen Entschlüsse darstellt, ist eine absolute Ausnahme und macht die Lektüre dieses Werkes zum Genuss!

 

Jetzt auch noch eine ziemlich gute Autorin, zu allem obendrein? Das ist zu viel!

 

Der augenzwinkernde Ansatz spiegelt sich bereits in der gewählten Struktur sowie in der Erzählung der Entstehungsgeschichte der »Autobiografie von Alice B. Toklas«: Wiederholt habe man Gertrude Stein dazu aufgefordert, eine solche zu schreiben, was sie jedoch stets ablehnte: Unmöglich sei ihr das. Weswegen sie den Ball an ihre Partnerin Alice B. Toklas spielte, um ihr auch sogleich griffige und witzige Titel vorzuschlagen: »Mein Leben mit den Großen, Frauen von Genies neben denen ich saß, Meine fünfundzwanzig Jahre mit Gertrude Stein.« (S. 334)

Dennoch sei Toklas entschlossen bei ihrem Nein geblieben: Sie sei »[…] eine ziemlich gute Hausfrau und eine ziemlich gute Gärtnerin und eine ziemlich gute Näherin und eine ziemlich gute Sekretärin und eine ziemlich gute Herausgeberin und eine ziemlich gute Tierärztin für Hunde […]« (S. 334), alles auf einmal, doch nun obendrein »eine ziemlich gute Autorin« zu werden, um eine Epoche in Worte zu verfassen? Das sei selbst für eine wie sie zu viel. Woraufhin Stein vorgeschlagen habe, diese Erinnerungen für sie zu verfassen, so »[…] wie Defoe die Autobiografie von Robinson Crusoe […]« verfasst habe (S. 334).

 

Bildende Kunst und ihr Einfluss auf Sprachkompositionen

 

Ebenso eine Ausnahmeerscheinung ist der Raum, den die bildende Kunst in dieser Reflexion einnimmt. Nicht nur, weil Gertrude Stein, die sich selbst einen Augenmenschen nennt, den Musik und Theater rasch überfordern (Vgl.: S. 101), selbst als Sammlerin tätig war oder gerne mit literarischen Arbeiten auf Gemälde antwortete (z. B. »Vollard & Cézanne«), sich von Cézannes Bild »Porträt einer Frau« zu »Three Lives« inspirieren ließ, ein Werk, das sie auf eigene Kosten bei Grafton Press in New York drucken ließ. Bevor noch ein Buchexemplar erschienen war, klopfte eines Tages ein junger Mann an ihre Tür: Der Verlag lasse fragen, ob Gertrude Stein vielleicht wenig Erfahrung habe, im Schreiben. Stein lachte nur über das Infame, ließ sich keineswegs dadurch in ihrer Gestaltungskraft beirren: So wie sie es abgab, wolle sie es auch gedruckt haben (Vgl.: S. 92), denn jedes Komma, jeder Satz sei wohl durchdacht.

Der Kubismus, insbesondere auch der Austausch mit Picasso, wird ihre Schreibart entschieden beeinflussen.

 

Begegnung als stimulierendes Element

 

Die »Autobiografie« fokussiert immer wieder die freundschaftlichen Bezüge zu anderen Künstler*innen, seien es Literat*innen wie , Verleger*innen, Journalist*innen und Autor*innen wie Jane Heap, Mildred Aldrich, Guillaume Apollinaire, Hemingway oder Edith Sitwell, Kunsthändler*innen und Maler*innen wie Roger Fry, Picasso, Juan Gris, Matisse oder Musiker*innen, Komponisten wie  Virgil Thomson, um nur einige zu nennen. Gertrude Stein erzählt dabei nicht bloß Anekdoten, es sind vielfach auch Formen der Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen, die sie in den Fokus rückt. So entsteht ihr Libretto »Four Saints« aus dem Miteinander mit dem amerikanischen Komponisten Thomson (Vgl.: S. 304). Gemeinschaftliche Projekte, so dünkt es, glücken vor allem mit Künstler*innen anderer Sparten, die Bezüge ebenso wie die Kooperationen mit Literat*innen scheitern mit wenigen Ausnahmen an Konkurrenz und Zwist. Dennoch wirkt es nicht so, als würde sie – wie gemeinhin gerne geäußert – diese Unmöglichkeit den Wortkünstler*innen per se zuschreiben, sondern es scheint eher, als habe sie den Schluss gezogen, als Literat*in begleite man einige Jahre, um danach zu sehen, wie (Schreib)Wege sich verzweigen. Oder um es mit einem Titel Gertrude Steins zu sagen: »Before the Flowers of Friedship Faded Friendship Faded« (Vgl.: S. 307). Darin heißt es in Strophe XXVIII so schön treffend:

»A clock in the eye ticks in the eye a clock ticks in the eye. 

A number with that and large as a hat which makes rims think quicker than I.

A clock in the eye ticks in the eye a clock ticks ticks in the eye.«

Allen zerbrechenden Freundschaften, gescheiterten Plänen des Miteinanders zum Trotz wird sie zeitlebens ein offenes Haus führen und dort einen Dialograum ermöglichen – meist unbedankt.

 

How to Write

 

Das Wie des Schreibens ist aber nicht nur der Titel einer Publikation – über die ich hier im Laufe dieses Jahres gesondert schreiben werde –, es fließt auch als subsumierter, prägnanter Gedanke in diese »Autobiografie« ein. Eingedampfte Kernsätze sind das Resultat. Hier zwei, drei Exempel:

»Beobachtung und Konstruktion bewirken Imagination, das heißt vorausgesetzt man verfügt über Imagination, ist das was sie viele junge Schriftsteller gelehrt hat.« (S. 104) Unter anderem Hemingway, dem sie obendrein auch damit konfrontierte, dass die Wiedergabe einer Bemerkung, selbst wenn sie auf etwas Bekanntes verweise, noch keineswegs Literatur sei (Vgl.: S. 292).

Schreiben, so pflegte Gertrude Stein zu sagen, sei eine Vision, die zu Papier gebracht wurde – gelänge dieses Unterfangen nicht, blieben die Worte flach (Vgl.: S. 285).

Damit betont sie implizit die Reihenfolge im Schaffensprozess: Zuerst müsse – auch in der experimentellen Literatur – eine Vision existieren, ein Gedanke allein genüge nicht, auch kein Verweis-auf, keine Anlehnung-an – sie haben nicht die nötige Tiefe einer Vision. Um solch eine jedes Mal aufs Neue zu finden, tut ruhige, fokussierte Arbeitszeit not. Hemingway rät sie explizit dazu, noch eine begrenzte Zeit seinem Brotberuf nachzugehen, währenddessen so viel Geld wie irgend möglich anzusparen, um alsdann endlich fokussiert arbeiten zu können, denn seine Prosa sei zwar so, dass sie ihm nahelegen möchte, sie nicht mehr zu schreiben, aber seine Gedichte seien gut (Vgl.: S. 283f). Den ersten Rat beherzigte er – den zweiten hingegen bekanntlich nicht.

Ihm gegenüber ist sie einerseits offenbar im Dialog geduldiger, andererseits aber auch schärfer in der schriftlichen Wortwahl, was sich durchaus auf seine drei Jahre später publizierte, gehässige Darstellung Gertrude Steins in »A Moveable Feast« ausgewirkt haben könnte. Durchaus hellsichtig schreibt sie über diesen jüngeren Kollegen, er sei feige: Sein Schreiben könnte großartig sein, würde er einmal den Mut aufbringen, die Geschichte des wirklichen Ernest Hemingways zu Papier zu bringen statt sich fortwährend darüber hinweg zu mogeln. (Vgl.: S. 287) Dass mir an dieser Stelle sogleich Hemingways Beschwören der wahren Sätze einfällt, lässt mich über Aussage, Vorhaben und (blinde) Umsetzung schmunzeln. Andererseits weiß ich nur zu gut, wie viele Begründungen des Ausweichens uns immer einfallen. Meine ist diejenige, niemanden verletzen zu wollen; was heilig klingt und doch nichts anderes als Panik vor Konflikten ist. Eine andere, die man gleichfalls recht häufig zu hören bekommt, ist das alberne Argument, das Erzählte entspräche aber der Wahrheit: Genau so sei es passiert. Dann zitierte Gertrude Stein gerne William James, einen ihrer Professoren am Radcliffe College, in dessen Unterricht sie erstmals mit Écriture automatique experimentierte. Er pflegte auf die verteidigende Entgegnung diverser Schreibender, es sei aber wahr, zu antworten: Ja, es ist wahr, sogar erbärmlich wahr (Vgl.: S. 107).

 

Umgang mit Kritik

 

Unbeirrt vom teilweise höchst fragwürdigen Echo auf ihre umgesetzten Visionen hält Stein während all der Jahre an Kompositionsprinzipien fest, die sie für sich als gut und richtig erkannt hat, vertieft sie kontinuierlich, auch um ihre experimentelle Kraft zu nähren, obgleich weder Zeitschriften noch Verleger*innen ihr die Türe einrennen, sie vielmehr um jede einzelne Publikation zu kämpfen hat, sich die Mehrheit der Veröffentlichungspläne anderer wieder zerschlagen, weil die Zeitschrift derweilen bankrott gegangen ist oder die befürwortende Person überstimmt wurde.

Der Umgang mit diesem oft schmerzlich mangelhaften bzw. oberflächlichen Echo zeigt sich auch eindringlich in jenem Passus zu ihren Erstleser*innen: Anfangs habe sie Menschen um dieses erste Feedback stets mit der Sorge gebeten, man stimme bloß aus Höflichkeit zu: »[…] sie glaubte nicht, dass irgendjemand irgendetwas lesen konnte was sie schrieb und daran interessiert sein.« (S. 70) Im Laufe der Jahre fand sie eine etwas entspanntere Haltung, die dennoch zeigt, dass sie um ihre Besonderheit wusste: »Jetzt sagt sie wenn einer sich dazu überwinden kann [!] es zu lesen dann ist er auch interessiert.« (S. 71)

Obgleich sie in jungen Jahren weder enormes Selbstbewusstsein (eher ein gewisses Maß an Sturheit) hatte und kaum Anerkennung erfuhr, ganz zu schweigen von einer durchaus berechtigten Bewunderung, wusste sie dennoch: »[…] [E]ines Tages werden sie, wird irgendjemand herausfinden, dass sie [ihre Arbeiten] von Interesse für sie ist, sie und ihr Schreiben. Und sie tröstet sich immer damit, dass die Zeitungen immer interessiert sind. Sie sagen immer, sagt sie, dass mein Schreiben entsetzlich sei aber sie zitieren es immer und mehr noch, sie zitieren es korrekt, und diejenigen von denen sie sagen sie bewundern sie zitieren sie nicht. Dies ist in einigen ihrer bittersten Augenblicke ein Trost gewesen.« (S. 95)

Wiederholt warf man ihr – als Frau jener Zeit – dennoch vor, sie sei zu stolz. Und verwechselte dies mit ihrer Beharrlichkeit, ihr Ding zu machen. Steins Antwort auf solche herabsetzenden Vorwürfe? Ja, sie habe Stolz, sie habe immer gewusst, dass sie einzigartig sei und mittlerweile spreche sie das auch aus. Damit klarzukommen, das sei Sache der anderen, nicht ihre (Vgl.: S. 104). Dem widerspricht nur scheinbar, dass sie einen Brief H. G. Wells nach der Publikation von »Three Lives«, in dem er sich anerkennend äußert, ewig aufhob und mehrfach las; ebenso eine Rezension, aus der eindeutig hervorging, dass der oder die Rezensierende »Three Lives« und Steins Kompositionsprinzipien nicht nur anerkannte, sondern diese auch verstanden hatte (Vgl.: S. 151).

 

Einblicke in die Arbeitsweise

 

Gertrude Stein geht in der »Autobiografie« aber nicht nur auf Veränderungen in Beziehungen, im Selbstbild ein, sondern auch auf Details ihres Arbeitsstils: Sie schreibt mit Bleistift, kopiert diese Entwürfe alsdann mit Tinte, wieder und wieder, ohne die früheren Fassungen wegzuwerfen. Im (Ab)Schreiben selbst entsteht die neue Fassung. Das Tippen hingegen beherrscht sie nicht, auch weil ihr das klackernde Geräusch der Maschine auf die Nerven geht. Deswegen wurde Toklas zu derjenigen, welche ihre Werke abtippte – zuerst Wort für Wort, ohne sie zu lesen. Als Stein nachfragte, warum sie sich die Arbeit dadurch erschwere, dass sie nicht zuerst die Gesamtheit erfasse, antwortete Toklas, Lektüre bedürfe der Bejahung, der Erlaubnis Steins, darüber aber hätten sie zuvor noch nie gesprochen. Nun, mit dieser Aussage hatte sie die Leseerlaubnis, nicht nur für dieses Werk, sondern auch für alle weiteren!

Die Zusammenarbeit verdichtete sich, denn Toklas schlug ihr vor, wenn die Zusagen der Verleger stets so unzuverlässig seien, könnten sie doch Steins Werke selbst verlegen, und Stein »[…] lachte und sagte, nenne sie Plain Edition. Und Plain Edition heißt sie auch.« (S. 321)

Aber auch die Rahmenbedingungen ihres Arbeitens fließen in Steins Rückblick auf jene Epoche ein: Dass sie in den frühen Jahren, um ungestört zu sein, stets nachts schrieb, bis zum Morgengrauen, um alsdann bis zum Mittag den nötigen Schlaf einzuplanen. Ein Rhythmus, den erst der Erste Weltkrieg brach, der »[…] so viele Gewohnheiten zum Erliegen brachte […]« (S. 57). Danach schrieb sie wann und wo auch immer, selbst wenn sie, am Steuer ihres Autos, mal wieder irgendwo im Stau steckte (Vgl.: S. 274) oder sie auf das Ende der Reparatur des Wagens wartete, was durchaus ein inspirierendes Element werden konnte. Unverkennbar sind in »Mildred’s Thoughts« die Geräusche der Stadt, der Verkehrslärm eingearbeitet (Vgl.: S. 275). 

Besonders amüsant ist die nachfolgende Schilderung, die Stein ihrer Partnerin Toklas in den Mund legt, um über die ersten Vorhaben als Verlegerin zu erzählen: Jede und jeder teilt Toklas mit, wie es noch besser ginge, worauf es ankäme, was sie anders machen solle oder unbedingt zu tun habe: sich durch veraltete Buchhandelslisten kämpfen und Nachfassbriefe verfassen, sich in Werbung üben … Plötzlich sei jede und jeder im Umfeld Verleger*in gewesen. Berührend auch die Erzählung, dass Stein und Toklas eines Tages an einer Buchhandlung in Paris vorbeigehen und in dessen Auslage Gertrude Steins Buch entdecken: »Dieses Ereignis bereitete Gertrude Stein eine kindliche Freude die an helle Begeisterung grenzte.« (S. 322)

Für Toklas aber geht der Spießrutenlauf weiter, denn sie hat um Rezensionen zu kämpfen …

 

Von Sprache umgeben

 

Im Gegensatz zu vielen anderen, die im Ausland leben und die dort gesprochene Sprache beherrschen, weigerte sich Stein stets, französische Literatur auf Französisch zu lesen. Sprechen, das sei etwas anderes. Gelesenes fließe unweigerlich ein. Sie aber wollte »allein […] sein mit Englisch und mit mir [Toklas]« (S. 95), deswegen zog sie auch einen Freundeskreis vor, der nicht Englisch sprach, sondern Französisch, Spanisch oder Russisch. Sprachen bleiben ihr pure Akustik – also Stimme, Klang, Rhythmus – solange sie diese nicht geschrieben vor sich sieht (Vgl.: S. 95). Einflüsse würden die Fremdsprachen aber auf ihr Schreiben nehmen, sobald sie diese im Schriftbild vor sich sähe. Und sie wusste, dass den Sätzen – nicht den Worten – ihre große Leidenschaft galt (Vgl.: S. 57) Und sie will mit dem Englischen auskommen – so wie es ist, steht Neologismen skeptisch gegenüber, weil sie zu oft »[…] eine Flucht in nachahmende Gefühlsduselei […]« zu sein dünken (S. 160).

Da Stein jedoch zu den obsessiven Leser*innen zählte, die ständig ein Buch in der Hand halten – häufig Sachbücher –, bezog sie diese in Paris über eine Leihbibliothek, bevor Sylvia Beachs »Shakespeare & Company« 1919 in der Rue Dupuytren Nr. 8 eröffnete und Stein diesen Laden ihrer Landsmännin, der Geschichte schrieb, entdeckte.

 

Weitere Einflüsse auf das Schreiben

 

Manchmal entwickeln sich Visionen auch aus sich heraus weiter. So entstand »Making of Americans« auf Basis eines Essays und sollte zu Beginn die Geschichte einer Familie werden; um damit vertraut zu sein, wählte sich Stein ihre eigene. Die Erkenntnis, dass die Berührungspunkte jedoch allgemeingültig seien, führte zur Entscheidung, die Geschichte aller menschlichen Wesen zu verfassen (Vgl.: S. 76).

Ein Effekt der Sommer fern der Stadt war nicht nur der lange Spaziergang über Land, sondern auch die Erkenntnis, dass «[…] eine Landschaft ein derart natürliches Terrain für ein Schlachtfeld oder ein Stück [sei] dass man Stücke schreiben müsse […]« (S. 178), halte man sich einen Sommer oder länger dort auf. »It happened« und »Ladies Voices« entstehen, ebenso spätere Landschafts-Theaterstücke Vgl.: S. 278). Auch in dieser Kompositionsüberlegung spielt die bildende Kunst eine Rolle, denn Stein verharrt nicht in der Überlegung, dass gemalte Landschaften mit Literatur vergleichbar seien – »Es ist eine bemerkenswerte kleine Landschaft in der die Dächer und Fenster so subtil sind dass sie ebenso geheimnisvoll und lebendig sind wie die Dächer und Fenster von Hawthorne oder Henry James.« (S. 179) –, sie betrachtet umgebende Natur ebenfalls wie ein Gemälde.

 

Die inspirierende Kraft der Begegnungen

 

Im Zentrum der »Autobiografie von Alice B. Toklas« aber steht die inspirierende Kraft der Begegnungen. Dies wird schon durch einen Blick auf den Aufbau deutlich: Wann kam Alice B. Toklas nach Paris, was geschah in ihrem Leben, bevor sie Gertrude Stein begegnete, wie gestaltete sich Steins Leben in Paris, bis sie Toklas begegnete, wer ging an den Samstag Abenden ein und aus, war Gast in ihrem offenen Schreibatelier, wie veränderten sich diese Gesellschaften im Laufe der Jahre bis zum Erscheinen des Werks 1933, welche Rolle spielen dabei politische Ereignisse wie der Erste Weltkrieg.

Vor allem aber ist die »Autobiografie« eines: eine bestärkende Lektüre für alle Literat*innen! Eine, die uns emotional erreicht und packt, weil man den Eindruck hat, einer Schwesternseele zu lauschen, sodass man die letzten Seiten mit Bedauern wendet, weil man keine weiteren Nächte mehr mit ihr verbringen wird – außer man begänne erneut von vorne? 

Keine schlechte Idee!

 

Stein, Gertrude: Autobiografie von Alice B. Toklas. o.O.: Ebersbach & Simon 2021.