· 

Wieso hat mir keiner gesagt, dass ich den Österreichischen Staatspreis bekam?

kranich17
kranich17

 

Jüngst schrieb mir mein Sohn, er habe Google Bard nach mir befragt. Was dabei herauskam, ist – abgesehen vom typischen Einerlei des Tons (Oh, wie sich die KI immer durch Einfallslosigkeit in Wortwahl und Satzbau verrät!) – eine krude Mischung aus Wahrheit und Fiktion, die durchaus erheiternde Zeilen kennt, weshalb ich sie meinen Leser*innen nicht vorenthalten möchte:

WIR sind doch alle humorvolle Menschenwesen, nicht wahr?

 

Ihre ersten Zeilen kennen noch Faktenwissen:

»Marlen Schachinger ist eine österreichische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Dozentin. Sie wurde am 12. Dezember 1970 in Braunau am Inn geboren und studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Deutsche Philologie, Französisch und Ästhetik in Wien und Paris.« 

 

Auch der zweite Absatz mag toleriert werden, wiewohl sie dabei bereits eine Fokussierung vornimmt, die im Ton einer Analyse verfasst ist, ohne jedoch je eine Quelle zu nennen, wie es unter Menschen üblich wäre. Zumindest unter denjenigen, die etwas auf ihren Ruf halten:

»Schachinger schreibt Romane, Erzählungen, Essays und Theaterstücke. Ihre Werke sind oft geprägt von einem feministischen und sozialkritischen Blickwinkel. Sie thematisiert in ihren Texten unter anderem Fragen nach Identität, Geschlecht, Gesellschaft und Politik.«

 

Jill Wellington
Jill Wellington

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun aber beginnt die liebe KI, es wahrhaftig bunter als bunt zu treiben – waren ihr meine Preise zu langweilig? Meine Buchtitel zu trocken? Oder weshalb kommt sie mir sonst mit dieser wilden Mischung:

»Für ihr literarisches Werk wurde Schachinger mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur (2018) und dem Ingeborg Bachmann-Preis (2020). Hier sind einige ihrer wichtigsten Werke:

    Romane:

        „Die Welt in meinen Händen“ (2005)

        „Das Jahr, in dem ich nicht lebte“ (2010)

        „Die Frau, die nie sterben wollte“ (2016)

    Erzählungen:

        „Die Erfindung des Glücks“ (2003)

        „Die Liebenden von Paris“ (2013)

        „Die Reise nach Athen“ (2022)

    Essays:

        „Die Kunst des Scheiterns“ (2015)

        „Die Macht der Sprache“ (2020)

    Theaterstücke:

        „Arbeit statt Almosen“ (2009)

        „Egomania“ (2015)«

 

Zehn Zeilen über angebliche Werke und keine einzige entspricht der Wahrheit! Wie soll man das nun interpretieren? Auf jeden Fall als Empfehlung an Studierende, sich keine Arbeit von ihr schreiben zu lassen!

Ich aber, ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Kolleg*innen von denen die KI hier vollkommen ungeniert Werktitel klaute – bei #peterhepp, #williamwharton, #konstantinwecker . (Nur diejenigen, die sie mir zuschrieb und die zum heutigen Tag noch niemandem gehören, die sind meine Zukünftigen – gut?

Gut.

Vor allem auf »Das Jahr, in dem ich nicht lebte« lege ich großen Wert.) Und damit die werte KI nicht bloß für haltlose Flunkereien berühmt wird. Oder für ihre Kunst des Süßholzraspelns:

 

»Schachinger ist auch eine engagierte Verfechterin der Literaturförderung. Sie ist Gründungsmitglied des Instituts für narrative Kunst in Niederösterreich, wo sie Literarisches Schreiben und Literaturrezeption unterrichtet. Schachinger ist eine vielseitige und talentierte Schriftstellerin, die mit ihren Werken zu den wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen Literatur Österreichs zählt.«

 

Ich danke für die Rosen zum Geburtstag – auch die: KI generiert (Darkmoon_Art, pixabay); was für eine Welt.

Doch wir wollten uns ja erheitern, und da die Nächte noch immer lang sind, die Lesezeiten in diesen Nächten ganz besonders fein sind und bald Weihnachten wird:

Wer als erster oder erste die beiden Titel erkennt, die wahrhaftig von mir stammen, Gattung und Jahr zu korrigieren weiß, der oder die darf sich im Shop ein Buch aussuchen und mir per E-Mail mitteilen: Ich schicke es verlässlich und mit lieben Grüßen als Präsent zu! (Und da wir zumindest die Postbot*innen noch nicht abgeschafft haben, besteht ja durchaus Hoffnung, dass sie vor Weihnachten ankommen.)