Die Kunst ein Buch zu binden. Oder: Was man an einem Samstag lernen kann

Wer noch ein wirklich feines Präsent für bibliophile Menschen sucht, dem oder der möchte ich herzlichst die Buchbindewerkstätten von Anna Frey in Wien empfehlen: Notizbücher verfertigen, japanische Photobücher erkunden, jede Menge Wissenswertes über Buchbinderei erfahren – und es macht obendrein auch noch eine Menge Spaß, in einer Kleingruppe unter der kundigen und humorvollen Anleitung Annas zu werken!

Die ersten Schritte sind noch recht einfach – das Papier falten; oder vielmehr: falzen, wie die Buchbinder*innen diesen Arbeitsschritt nennen. Sie in Lagen zu 4 Blatt ordnen,  den Stichplan auflegen und mit dem Garn die Seiten zusammennähen, die Lagen mit dem French-Link-Stitch verbinden.

Ab nun wird es schwierig: Entscheidungen stehen nämlich an. Schon will ein Vorsatzpapier ausgewählt werden, ein farblich stimmiges Lesebändchen und ein ebensolches Kapitalband, die Coverfarbe passend zum Rest. Nun kommt die Schere zum Einsatz, schnippelt dies und das, die Finger legen es bereit, aber Achtung: Kapitalbänder sind immer eine Spur zu lang geraten  …

 

Liegt alles bereit, kommt der gnadenlose Leim zum Einsatz: Eine erste Klebeschicht verbindet zur Sicherheit, das Lesebändchen will festgeklebt werden, Kapitalbänder werden oben und unten angebracht. Und nun den Buchblock ein wenig ruhen lassen …

 

Währenddessen wird das Cover gefertigt – dabei heißt es vor allem eines: flink arbeiten und Ruhe, absolute Ruhe bewahren. Denn liegt der Leineneinband erst einmal auf der Kartonage, ist kaum mehr eine Korrektur möglich. Die Ecken kappen und kleben, das Cover mit dem Vorsatzblatt verbinden.

Alsdann wird der Buchblock akkurat mit dem Stapelschneider in Form gebracht, bevor er mit dem Cover-Teil verbunden wird: Fertig!

Was dabei aber entsteht, das ist mehr als bloß noch-ein-Notizbuch. Es stecken Entscheidungen, Zeit, Erinnerungen und Empfindungen darin, lange bevor die Feder auch nur einen Satz auf dem Apfelkernpapier notierte. Man hat es selbst gebunden; und schon alles deshalb ist es wahrhaftig etwas Besonderes.

 


Und wer nun Lust bekommen hat, Annas Workshops selbst zu erkunden, der oder die mag sie lieb von mir grüßen:
https://vonfrey.at