Zeitgenössische Literatur
Wer ein Großprojekt wie »Sternlesen« organisiert, der oder die liest zwar auch während der Vorbereitungsmonate – hat aber kaum Zeit, Notizen in Blogbeiträge umzuwandeln.
Nichtsdestotrotz: Ich stieß auf einen Roman, der in dieser Mitlese nicht fehlen darf – die von mir sehr geschätzte Jeannette Winterson publizierte mit »Frankisstein« ein wundervolles Spiel mit der Literaturgeschichte des Romans »Frankenstein« von Mary Shelley.
Mit Humor ist das so 'ne Sache. Und wird einem ein Werk mit ›lakonischem Witz‹ angepriesen, entwickelt sich in der Vorstellung nochmals eine andere.
Von manchen Werken erwarten man sich wenig oder nichts; und manchmal tut sich in ihnen eine Tür auf und man entdeckt Räume, in denen man für einige Abende Platz nimmt, weil einem darin so behaglich zumute ist oder man sich schlicht willkommen fühlt. Solch ein (durchaus erstaunlicher) Glücksfall ist Fodorovás Erzählen vom Abschied-Nehmen von ihrer Mutter!
Dass ich Leonardo Paduras Erzähluniversen sehr gerne mag, dürfte wohl kaum mehr ein Geheimnis sein. Weniger seine Kriminalromane, die zwar gut unterhalten, aber kaum herausfordern, sondern vor allem seine einfühlsamen und kritischen Gesellschaftsporträts mit ihrer ausgezeichneten Figurengestaltung. Umso größer die Freude auf ein neues Leseabenteuer durch die Neuerscheinung »Wie Staub im Wind«, die mich jedoch nicht gänzlich überzeugte.
Die kanadisch-französische Autorin Nancy Huston baut ihre Werke gerne um ein Geheimnis auf, umkreist dieses in Andeutung, bis es seinen Weg Schwarz auf Weiß auf die Buchseite findet. Im Zusammenspiel mit der manchmal auch durchaus herausfordernden Mehrschichtigkeit ihrer Inhalte bewirkt dies einen gelungenen Spannungsbogen.
Oder: Anregende Schmökerbücher für Regen- und Krankheitstage oder wenn der Garten in mittäglicher Hitze versunken brütet.
Wenn ein Roman nur eines sein muss, um als ›perfekt‹ tituliert zu werden: gegenwärtig. Oder: Wieso es auch bei einem sogenannten Bestseller not tut, sich die Frage zu stellen, ob es sich lohnt, damit eigene Lebenszeit zu verbringen und die Antwort auch mal schlicht »Nein.« lauten darf.
Zwei Werke, unbedingt zur Lektüre empfohlen!
Mit »Sturz der Tage in die Nacht« schuf Antje Rávic Strubel einen äußerst klugen Roman über den Dämon Mensch.
Das Leben war noch nie so wie es sein sollte. Sondern immer frappierend und turbulent. Diese Erfahrung macht auch die 57-jährige Surie, als ihr die Ärztin mitteilt, sie sei schwanger. In ihrem Alter? Geht ja gar nicht, findet die Welt. Geht schon, findet das Leben. Ein berührender Roman über Frausein, eingebunden in eine jüdisch-orthodoxe Gemeinschaft.